Konzept zur Frühförderung der deutschen Sprachkenntnisse im Rahmen der Vorlaufkurse an der Grundschule Obervellmar

1.Allgemeines

Seit dem Beginn des Schuljahres 2002/03 kam durch die Vorlaufkurse eine wichtige Möglichkeit zur frühen, gezielten Förderung der Deutschkenntnisse von Kindern - hier sogar noch vor der Einschulung - hinzu.

Vorlaufkurse werden nach der Schulanmeldung für die zukünftigen Schulkinder eingerichtet, die noch nicht über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen

Die Grundschule Obervellmar ist Standort für die Vorlaufkurse des Schuleinzugsgebiets der Grundschule Obervellmar.

Im Vorlaufkurs unserer Schule werden durchschnittlich ca. zehn Kinder, zehn Stunden pro Woche unterrichtet. Der Vorlaufkurs findet in den Räumen unserer Schule statt, die Stunden werden Jahr für Jahr je nach Stundenplan neu festgelegt. Der Kurs wird von einer Lehrerin geleitet und beginnt immer im November.

2.Diagnose

Im September/Oktober des Jahres, das dem Beginn der Schulpflicht und der Einschulung vorausgeht, findet die Anmeldung der Schulanfänger und die dazu Diagnose des Entwicklungsstandes der Kinder statt. Die Schulleitung, die Vorklassenleiterin sowie der Sprachheillehrer führen an mehreren Tagen Kennenlerngespräche mit den potenziellen Schulanfängern durch. Schwerpunkt hierbei liegt auf der Beobachtung der sprachlichen Kompetenz.

Im Rahmen dieses Einschätzungsverfahrens der deutschen Sprachkompetenz werden die Kinder aufgefordert:

▪ über sich zu erzählen und in einem Gespräch auf einfache Fragen zu antworten

▪ Reimspiele fortzusetzen

▪ Wörter nach Bildvorlage in Silben zu klatschen

▪ einfache Arbeitsaufträge sprachlich zu verstehen und umzusetzen

▪ Zahlen und Grundfarben zu benennen

▪ Begriffe zu Bildvorgaben zu benennen und Bilder nach Oberbegriffen zu ordnen

▪ Bilder einer Bildergeschichte zu ordnen und zu diesen zu erzählen

Die Dokumentation der Beobachtungsergebnisse findet mit Hilfe dafür entwickelter Beobachtungsbögen statt.

Im direkt darauffolgendem kurzen Infogespräch werden die Eltern über Auffälligkeiten, Fördermöglichkeiten und Empfehlungen des Sprachvorklaufkurses informiert.

In einem gesondertem Brief wird dann ggf. die Empfehlung für den Sprachvorlaufklurs mitgeteilt. Es erfolgt außerdem eine Einladung zum gemeinsamen Elternabend in der Schule.

Bei dem Elternabend in der Grundschule stellt sich die Vorlaufkursleiterin vor und informiert über Organisation und Inhalt des Sprachvorlaufkurses.

3. Inhalte der Kurse

Die Kinder kommen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen in den Vorlaufkurs. Diesen wird versucht durch differenzierte Angebote Rechnung zu tragen. Aus diesem Grund müssen die Inhalte jedes Jahr auf die Gruppe, aber auch auf jedes einzelne Kind angepasst werden.

An unserer Schule stehen unterschiedliche Materialien zur Vermittlung von Deutschkenntnissen bereit, die ohne den Einsatz von schriftsprachlichen Mitteln auskommen und auch sonst auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse dieser Kinder im Vorschulalter zugeschnitten sind.

Folgende Arbeitsweisen erwiesen sich im Unterricht des Vorlaufkurses als praktikabel und sinnvoll:

▪ Vorlesen aus Bilderbüchern mit möglichst kurzem einprägsamen Text  (auch mehrmals das gleiche Buch, Nachspielen, die Kinder „Vorlesenlassen", vertiefen des Gehörten)

▪ Sprechspiele (mein rechter, rechter Platz..., Kofferpacken, Kaufmannsladen, etc.)  

▪ Bewegungsspiele (zur Festigung von Reimen und neuen Wörtern)

▪ Aufsagen von Reimen, Singen von Schwing-Übungen mit Reimen

▪ Spiele und Arbeitsaufträge zum genauen Hinhören (stille Post, Spiel mit der tickenden Uhr, Übungen mit der Hexe Lilli, ...)

▪ Bildbeschreibungen

▪ Hörgeschichten

Themen, die in den Kursen bearbeitet werden, sind u.a.

Wir lernen uns kennen, Farben, Körperteile, Familie, Nahrung (Früchte, Gemüse, Einkaufen),  Bewegungsformen, Kleidung, Tiere, Bauernhof, Freunde, Streit, Geburtstag, Verkehr, Körper, Schule.

Dem Vorlaufkurs steht das Startpaket „Erzähl mir was“ zur Verfügung.

Diese Materialien wurden durch Materialien vorangegangener Kurse noch ergänzt. Außerdem werden besondere Materialien zur Vorbereitung des Schriftspracherwerbs, sowie eine Fülle an Kinderbüchern und Spielen, 
die das Sprechen anregen hinzugezogen. Oftmals werden auch Materialien, die eigentlich für den Einsatz im Englischunterricht gedacht sind (z.B. Flashcards, Poster) eingesetzt.

4. Zusammenarbeit mit den Eltern

Für die Vorlaufkinder besteht noch keine Schulpflicht. Der Besuch des Vorlaufkurses ist also grundsätzlich eine freiwillige Angelegenheit, Daraus ergibt sich, 
dass Eltern in noch größerem Maße als sonst üblich von 
der Nützlichkeit des Vorhabens überzeugt und zur Zusammenarbeit bewegt werden 
müssen. 

Aus diesem Grund bemühen sich die Schulleitung und Kursleiterin um eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern. Zu Beginn des Vorlaufkurses findet ein Informationsabend statt, an dem die Eltern über Arbeitsweisen, Organisation und 
Inhalt des Kurses aufgeklärt werden.

Außerdem finden regelmäßig Elterngespräche während des gesamten Schuljahres statt, um die Eltern über den Entwicklungsstand der Kinder zu informieren und sie nach ihren Erfahrungen mit dem Vorlaufkurs zu befragen. Oberstes Ziel ist, dass die Eltern den Vorlaufkurs als Chance und Förderung ihrer Kinder begreifen.

5. Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten

- Gespräche mit Erzieherinnen über Kinder

- Einladung der Erzieherinnen zum Vorlaufkurs Elternabend

Die gute Zusammenarbeit mit den Betreuungseinrichtungen ist ein sehr wichtiger Faktor bei der Durchführung der Vorlaufkurse.

Es zeigte sich, dass die Haltung der Erzieherinnen die Motivationder Eltern in erheblichem Maße mitbedingte.

Außerdem müssen die Betreuungseinrichtungen bereit sein, ihrerseits Aktivitäten - etwa  spezielle Programme für die Vorschulkinder der Einrichtung - auf die Arbeit des Kurses abzustimmen.

Ein weiterer Grund für die Bedeutsamkeit der Zusammenarbeit mit den Betreuungseinrichtungen liegt in dem Erleben der Kinder. Für sie ist die Zweigeteiltheit ihres Vormittags nicht unproblematisch. Günstig wäre es, wenn sie sich in ihrem Schulbesuch stolz als „Schulkind" wahrnehmen können, ohne die Identifikation mit ihrer Einrichtung zu verlieren. Dazu ist es wichtig, dass die Erzieherinnen ihnen vermitteln, dass der Besuch des Kurses auch von ihnen gewünscht und unterstützt wird und die Erfahrungen dort auch in der Einrichtung von Interesse sind (vgl. BEP)

6. Abschluss

Spätestens am Ende des Kurses verfasst die zuständige Kursleiterin einen Entwicklungsbericht für jedes Kind. Aus diesem sind ihre Beobachtungen und Einschätzungen zum Arbeits- und Sozialverhalten, zum Sprachverhalten sowie eine zusammenfassende Beurteilung zu entnehmen. Zur gezielten Förderung stehen den kommenden KlassenlehrerInnen bzw. der Vorklassenleiterin diese Berichte zur Verfügung. 

Sollten Kinder für die die Schule die Empfehlung „Sprachvorklaufkurs“ ausgesprochen hatte, zu Beginn des 1. Schuljahres noch nicht über eine ausreichende Sprachkompetenz verfügen, die ihnen die erfolgreiche Teilnahme am Unterricht der 1. Klasse ermöglicht, können sie für ein Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt werden. Sie besuchen dann zur weiteren Förderung unsere Vorklasse.